Mittwoch, 29. August 2012

mein erster schultag

Ich hatte noch eine Woche Ferien, nachdem ich angekommen war. Gleich am nächsten Morgen hatte meine Schwester Geburtstag. An dem Tag haben wir eine kleine Radtour gemacht und mit den kleinen Geschwistern Karten gespielt uuuuund: es gab super leckere Erdbeertorte!!
Den Rest der Woche verbrachten wir grösstenteils zu Hause und meine grosse Schwester brachte mir Finnisch bei.
Einmal sind wir nach Oulu shoppen gefahren, dann haben wir unsere Nachbarn in ihrem wunderschönen alten Mökki besucht und an einem Abend waren wir auch bei einer Freundin von meiner Schwester im Mökki. Dort habe ich auch andere Mädchen kennengelernt, die auf meine Schule gehen. Ich habe auch schon mal bei meiner Schule vorbeigeschaut, um einiges mit der Direktorin abzusprechen. Es war ein bisschen komisch, denn sie hat mit mir nur Deutsch gesprochen, obwohl meine Gastschwester und mein Gastpapa neben mir sassen.
Alles in allem war die erste Woche Ferien in Finnland echt gut zum Einleben in die Familie. Ja, ihr fragt euch sicher, wie denn meine Gastfamilie ist. Ich kann nur sagen: natuerlich super nett und toll! :)

Und dann war schon der erste Schultag. Es fiel mir morgens sehr schwer, aus dem Bett zu kommen, ich war so muede! Es war nicht nur mein erster Schultag, sondern auch der erste Schultag von meinem kleinen Bruder, der genauso wie ich nicht sonderlich aufgeregt war.Wir fuhren mit den Fahrrädern zur Bushaltestelle. Es war erstaunlich kalt und der Bus erstaunlich voll. Er fuhr erst zur Grundschule und zum Gymnasium in Pyhäntä und dann zur Oberschule in Pulkkila. Im Bus waren auch zwei Mädchen, die am Abend davor bei uns zu Besuch waren, damit ich sie schon mal kennenlernen konnte. Fuer sie war es auch der erste Schultag in der Oberschule und ich war echt froh, dass ich mich nicht allein zurechtfinden musste.

An dieser Stelle kann ich euch mal ein bisschen ueber das finnische Schulsystem erzählen. Es gibt sozusagen drei Abschnitte:
die Grundschule von der ersten bis zur sechsten Klasse,
das Gymnasium von der siebten bis zur neunten Klasse und
das Lukio (entspricht unserer Oberstufe) von der zehnten bis zur zwölften Klasse.
Im Lukio ist es so: jedes Schuljahr ist in sechs Perioden eingeteilt, die jeweils sechs Wochen umfassen. Man hat pro Periode fuenf Kurse, die man aber auch tauschen kann. Am Ende jeder Periode gibt es eine Testwoche, in der der Stoff der letzten sechs Wochen abgefragt wird.

Ich bin in der ersten Klasse im Lukio. Das ist ganz gut, denn fuer meine Klassenkameraden ist das auch eine neue Situation. Ausserdem kriegen wir die Schulbuecher von der Schule.
Auf meiner Schule sind ungefähr 50 Schueler, das heisst pro Jahrgang gibt es eine Klasse. Ein bisschen ungewohnt ist es schon, aber die kleine Schule hat auch ihren Vorteil: in den Pausen spielen wir Tischtennis, Volleyball oder Billard, es gibt einen Computerraum und gemuetliche Sofas und die zweiten Klassen organisieren den Kiosk, fast jeden Tag gibt es Kuchen, mmmhh!! :D

Aber zurueck zu meinem ersten Schultag: als erstes versammelte sich die ganze Schule in der Turnhalle und die Lehrer stellten sich vor. Ich kenne Horrorgeschichten von Austauschschuelern, die sich an ihrem ersten Schultag vor der gesamten Schule auf der Fremdsprache vorstellen mussten - das blieb mir zum Glueck erspart. Danach ging es in die Klassen (in meiner Klasse sind ungefähr 20 Schuler). Unsere Klassenlehrerin kam, hat sich auch vorgestellt und dann sollten wir uns vorstellen. Das war gar nicht so schlimm, ich habs sogar in Finnisch geschafft, doch dann begann sie zu reden und reden und reden und reden... in Finnisch natuerlich und ich verstand kein einziges Wort. Um ehrlich zu sein: es war langweilig.
Um elf gab es Mittagessen in der Schule (auch kostenlos fuer alle). Es ist zwar eine kleine Schule, aber man muss trotzdem anstehen, ehe man sein Essen bekommt. Während einem in Deutschland von der Essensfrau der Teller gefuellt wird, kann man sich hier selber bedienen. Zu jeder Mahlzeit gibt es auch Salat und Milch. Das ist eine Sache, die mir sehr aufgefallen ist: in Finnland trinkt man extrem viel Milch!
Danach sind wir in die Kirche gegangen und hatten eine Art Gottesdienst oder Begruessungsappell, doch keiner hat zugehört oder mitgesungen. Ich habe mit meiner Schwester und ihrer Freundin geredet, wir haben ein ueber die Lehrer und die Direktorin gelästert. Das hat echt Spass gemacht. :D
Dann ging es wieder zurueck zur Schule und eine weitere Stunde finnisches Gerede. Wir haben unsere Stundenpläne bekommen und konnten nach Hause gehen.

Das war mein erster Schultag. Jetzt, wo ich das geschrieben habe, wirkt er ganz unspektakulär. Ich muss ehrlich sagen: es war langweiliger als ich erwartet habe, aber denkt jetzt nicht, dass es in irgendeiner Weise nicht aufregend gewesen wäre.

Es tut mir ja so leid, dass ich drei Wochen nach dem die Schule begonnen hat erst ueber den ersten Schultag schreibe! Ich bin zwar schon fast einen Monat hier, trotzdem ist vieles noch aufregend und neu und ich habe viele andere Dinge zu tun.
Das nächste Mal schreibe ich ueber die erste Woche in der Schule und ueber mein Familienleben hier. Bis dahin wuensche ich euch eine schöne Zeit und wenn ihr Fragen habt: FRAGT!!! :D 

Donnerstag, 16. August 2012

Arrival Camp

So, hier nun wie versprochen meine ersten Tage im Arrival Camp und auch die ersten Momente mit meiner Gastfamilie.
Vom Flughafen in Vantaa sind wir direkt ins Arrival Camp in Anjalankoski gefahren, wo wir alle Austauschschueler aus der Welt getroffen haben, die ihr Austauschjahr auch in Finnland verbringen.
Kanada, USA, Mexiko, Schweiz, Frankreich, Ungarn, Thailand, Japan... alles war dabei, doch von den insgesamt 67 Austauschschuelern waren 37 aus Deutschland.
Das erste, was uns auffiel war: Warum essen die hier so viel?!
Alle paar Stunden gab es etwas zum Essen: Fruehstueck, Mittag, Nachmittagssnack, Abendessen, Abendsnack. Um also nicht zu platzen, war es ratsam, sich nur kleine Portionen zu nehmen.
Das Arrival Camp war noch mal die letzte Vorbereitung fuer unser Austauschjahr. Wir haben in AG's das Wichtigste besprochen: das Support System, die Erwartungen an uns, die Regeln... wir haben aber auch viel ueber Finnland gelernt: das Schulsystem, das Essen, Sportarten, Musik... und natuerlich haben die die Sauna kennengelernt. Denn am letzten Abend war Saunaabend, wir sind alle in die Sauna gegangen und konnten schon mal die Sauna geniessen.

Und schliesslich war es endlich so weit: der feierliche Tag.
Ich weiss nicht, ob es Aufregung war oder etwas anderes, jedenfalls hatte ich ein sehr komisches Gefuehl im Bauch und konnte nichts essen. Wir packten unsere Koffer, räumten die Zimmer aus und mussten uns dann fuer den Rest des Tages im Essensgebäude aufhalten, weil unsere Gastfamilien schon kamen (sie hatten auch noch mal ein Seminar zur Vorbereitung).
Die letzten Stunden verbrachten wir damit, Fragen zu beantworten, einen Brief an uns selber zu schreiben und noch mal zu quatschen.
Ich muss sagen, es gab einen kleinen Moment, in dem ich so aufgeregt war, dass ich dachte: okey, jetzt will ich doch wieder zurueck.
Aber als es dann so weit war und wir nach draussen gingen, wo unsere Gastfamilien warteten, war alles wieder gut. Ich wollte mich gerade umsehen und nach irgendwie bekannten Gesichtern suchen, da kam meine grosse Schwester schon auf mich zugerannt und rief: Julia!
Und von dem Moment an waren auch die letzten Zweifel weg und falls noch ein bisschen Angst dagewesen war... sie verpuffte sofort.
Hatte ich mir eben noch gewuenscht, wieder zu Hause zu sein? Wie albern...
Da waren also meine grosse Schwester und mein Gastpapa gekommen, um mich abzuholen. Wir hatten noch ein paar Minuten Zeit, mit den anderen Austauschschuelern und deren Gastfamilien zu reden, doch wir mussten auch schnell wieder los. 6 Stunden Autofahrt lagen vor uns.
Ganz untypisch finnisch quatschen wir fast die ganzen sechs Stunden lang durch (auf englisch). Nur einmal machten wir Pause in Kuopio bei einer Tante und tranken Kaffee.
Dann ging es wieder weiter...  und schliesslich waren es nur nch 50km, 20km, 10km und ich sah das grosse gelbe Haus vor mir.
Die Tuer ging auf und da standen sie alle: meine Gastmama und meine Gastgeschwister. Alle waren genauso aufgeregt wie ich und begruessten mich freudig, wollten wissen, wie mein Tag war. Dann zeigten sie mir das Haus und mein Zimmer. Ich packte meinen Koffer schnell aus, wir haben Abendbrot gegessen und ich habe von dem Arrival Camp und von Berlin erzaehlt und nach dem Essen ab in die Sauna.
Es ist so angenehm, nach einem anstrengenden Tag in die Sauna zu gehen, alles auszuschwitzen und danach die Stille der Dämmerung geniessen. Es ist echt schoen und jeden Abend freue ich mich auf die Sauna.

Und dieser Eintrag ist wieder so extrem lang geworden... bitte seid nicht sauer, dass ich immer noch keine Bilder hochgeladen habe. Ich verspreche: sie kommen!!

Donnerstag, 9. August 2012

erste Stunden in Finnland

So, nun bin ich schon sechs Tage in Finnland und habe euch nichts erzählt. Es ist so viel passiert in der Zeit, ich werde euch nach und nach alles erzählen, aber jetzt ganz von vorne.

31.07.2012
Der letzte, allerletzte Tag in Deutschland.
Obwohl mein Koffer und das Handgepäck schon fertig gepackt und genau richtig gewogen haben, war noch so viel zu tun. Ein paar letzte Sachen einkaufen, die Kisten zu Ende packen und noch mal durch die ganzen Dokumente gehen und alles Wichtige kopieren.
Das dauerte bis in die Nacht hinein und aus dem --> lustigen letzten gemuetlichen Mr. Bean mit Chips Abend mit allen auf dem Sofa <-- wurde nichts. Moritz schlief auf der Couch ein, Papa kam spät aus dem Verein und ging sofort schlafen, ich brachte gefuehlte Stunden damit zu, Tilly zum Einschlafen zu bringen und Mama machte meinen Lieblingsauflauf, doch keine hatte an diesem Abend Hunger.
Den Rest der Nacht verbrachte ich vor meinem Computer und spielte meine ganze Musik auf Chips, denn ich dachte, ohne Musik kann ich nicht leben (jetzt denke ich anders, aber später mehr dazu).
Dann war es um eins und ich versuchte, noch ein bisschen zu schlafen.
Schliesslich kam Mama auch schon wieder ins Zimmer. Zeit zum Aufstehen...

Es ging alles ganz schnell. Ich packte meinen Rucksack, zog die Schuhe an, drueckte Mama ein letztes Mal und fuehlte mich dabei nicht so, als ob ich weggehen wuerde.
Mein armer Bruder, der extra auf der Couch geschlafen hatte, um mir noch tschuess zu sagen, war endgueltig ins Bett gegangen und ich musste fahren, ohne ihn zu verabschieden. Ich redete mir ein, dass das besser so ist, ich komme in elf Monaten schon wieder zurueck.

Wir waren die Ersten am Flughafen, punkt vier Uhr. Und dann begann das grosse Warten auf den Flug um 6.15 (keiner wusste, warum wir so frueh da sein mussten). Ich war zum Glueck nicht allein, mit Ben und Felix waren wir die einzigen aus Berlin, die mit YFU nach Finnland fahren.
Es war ein komisches Gefuehl, sein Abenteuer auf so entmutigende Weise zu beginnen.

Im Flugzeug nach Frankfurt habe ich Zeitung gelesen und dann, endlich in Frankfurt angekommen, die anderen Austauschschueler getroffen. Doch auch hier mussten wir warten und warten und warten...
Und ENDLICH: alle stuermten ins Flugzeug, tauschten Plätze und die Atmosphäre wurde etwas lebendiger.

Doch das eigentliche Ereignis an diesem Tag war ein anderes. Es war im Bus zu unserem Aufenthaltsort fuer die ersten Tage im Arrival Camp, ich war kurz vorm Einschlafen und schaute aus dem Fenster, als ich plötzlich einen Elch im Wald sah. Ja genau, so einen, wie man ihn aus dem Bilderbuch kennt, einen echten finnischen Elch nach einer Stunde Aufenthalt in Finnland. Oh Mann, oh Mann... danach war ich wieder wach.

An diesem Abend sassen wir noch am See, ganz typisch finnisch, wie man sich das so vorstellt: perlende Wasseroberfläche, die Silhouetten der Bäume, ein schöner Vollmond am Himmel und natuerlich: Moskitos!! (Das einzige, was gestört hat, war die Fabrik in der Nähe, aber die hexen wir uns jetzt mal weg)

Also alles in allem: ein echt schöner erster Tag in Finnland, besser kann es kaum gehen.


So und demnächst erzähle ich euch alles ueber das Arrival Camp, aber fuer heute erstmal genug.
Heippa!